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Die Schneeball Erde Hypothese beschreibt eine Episode der Erdgeschichte, in der die Erde komplett oder fast komplett zugefroren war. Eine Art extreme Vergletscherung, die beinah unseren gesamten Planeten erfasste. Die letzte dieser Extremeiszeiten erlebte die Erde vor 650 Millionen Jahren. Aber vermutlich war die Erde auch davor schon mal komplett zugefroren, z.B. während der Huronischen Eiszeit vor 2,4 bis 2,1 Milliarden Jahren. Eine solche extreme Vereisung darf nicht mit einer normalen Eiszeit verwechselt werden, in der die Vergletscherungen von den Polen ausgehend bis in die gemäßigten Zonen vordringt - sich dann aber wieder nach meist einigen zehntausend Jahren zurückzieht. Die letzte Eiszeit endete vor gerade einmal 12.000 Jahren. Bei einem Schneeball Erde-Ereignis steigt das Ausmaß der Vergletscherung soweit an, daß ein kritischer Punkt überschritten wird. Jetzt ist die Menge des vom Eis reflektierten Sonnenlichtes einfach zu groß, um die Erde noch auf Temperatur zu halten. Es setzt ein verhängnisvoller Teufelskreis aus weiterer Vereisung und weiterer Abkühlung ein, der die Temperaturen auf der gesamten Erde in den Keller rauschen lässt. Die Vereisung kann sich jetzt bis an den Äquator ausbreiten.

Wenn aus der Erde erst einmal solch ein Schneeball geworden ist, dann gibt es Problem. Zu viel wärmendes Sonnenlicht wird nun direkt wieder zurück in das All reflektiert, an ein schnelles Wiederauftauen ist jetzt nicht mehr zu denken. Daher können solche Vereisungen auch mehrere zig Millionen Jahre andauern. Allerdings besitzt die Erde in einer solchen Phase einen entscheidenden Trumpf (den wir in der heutigen Zeit definitiv nicht mehr als Trumpf bezeichnen würden): das Treibhausgas CO2. Das Kohlendioxid in der Atmosphäre kann während der Vereisung nicht mehr wie sonst über die Meere aufgenommen werden und verbleibt deshalb in der Luft. So kann sich das hauptsächlich über vulkanische Aktivitäten freigesetzte CO2 über Millionen von Jahren immer weiter in der Erdatmosphäre anreichern. Schließlich kann der CO2-Gehalt 13% erreichen - ein 350 mal so hoherer Wert wie heute! Und dann endlich ist der Punkt erreicht, an dem genügend Infrarotstrahlung in der Atmosphäre zurückgehalten wird (Treibhauseffekt). Die ersten Gletscher beginnen zu schmelzen und anschließend beginnt das große "Gletschersterben". Der einmal in Gang gebrachte Prozess beginnt sich nun immer mehr selber zu verstärken. Abschmelzendes Eis sorgt dafür, daß mehr Sonnenlicht von den Meeren aufgenommen wird und sich das Wasser wieder erwärmt. Das wiederum führt zu weiterem Abschmelzen der Eisschichten.
Es muß in diesem Bereich noch eine Menge Forschung betrieben werden um das genaue Ausmaß dieser Extremvereisung besser zu verstehen und herauszufinden, ob die gesamte Erde zugefroren war (wie auf dem Bild zu sehen) oder ob die Bereiche in Äquatornähe eisfrei blieben. Es ist aber unbestritten, daß es Phasen mit extremer Vergletscherung gab, die über das übliche Maß einer normalen Eiszeit weit hinaus gingen.

Was würde mit unserem Planeten passieren, wenn die Sonne plötzlich verschwinden würde und eine dauerhafte Extremeiszeit einsetzten würde? Erfahren Sie dieses hypothetische Schicksal in unserem Q&A-Bereich Astronomie and Weltraum. Ein kurze Zusammenfassung vorab: unter diesen extremen Bedingungen mit Temperaturen von -240 °C würde die Erde natürlich in kürzester Zeit vollständig zufrieren, der Sauerstoff und Stickstoff in der Luft würden sich verflüssigen, alles in allem keine berauschenden Aussichten. Aber selbst solche extremen Bedingungen würden es nicht schaffen alles Leben auf der Erde auszulöschen, und auch nach Milliarden von Jahren würde es auf unserem Planeten immer noch Leben geben!

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Schneeball Erde
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Veröffentlicht von Veröffentlicht oder zuletzt modifiziert am 30.01.2017